Hallo Steffie,
Hallo XS650 Gemeinde,
leider hat sich meine umfangreichere Antwort gerade in Luft aufgelöst. In versuche es hier also ein zweites Mal in kürzer und ohne Formeln und Grafiken - die gibt es für interessierte per Mail.
1) XS650 war 1970...1985 häufig im Renneinsatz, u.a viele MC-Motore 750...1000ccm und auch durch Yamaha mit Kenny Roberts als 750ccm Flat Tracker
2) XS650 war für mich in den 80igern ein normales japanisches Motorrad und wurde auch so bewegt, XS650 war im Gegensatz zu Kawa 900 und insbesondere Honda 750 nicht vollgasfest und hat jenseits 120km/h auf der Autobahn schnell überhitzt (im Stop and go Stadtverkehr noch schneller
)
3) Ölpumpe XS650 ist ein klassischer Gerotor Zahnradsatz mit 4/5 Zähnen (=Innenzahnradpumpe"). Das Spiel zwischen Verzahnung Außen- und Innenzahnrad bestimmt den Wirkungsgrad, die Drehzahl die Fördermenge (Förderstrom = (Fördermenge pro Umdrehung x Drehzahl)x Wirkungsgrad.
4) Fördermenge als Funktion der Drehzahl real läßt sich als einfache Formel darstellen und rechnen, wenn man Fördervolumen pro Umdrehung und interne Spaltverluste kennt.
5) getunte Ölpumpen haben laut Internet 50% mehr Volumen pro Umdrehung, also vermutlich einen um 50% höheren und sonst identen Gerotorsatz (stimmt das so Steffie??)
6) Ölmengenmessungen für XS650 Ölpumpe finde ich im Netzt nicht auf Anhieb, hat jemand reale Messungen der Menge gemacht?
7) theoretischer Vergleich Mengen zur Verbildlichung bei Annahme, Standardfördermenge XS650 wäre 30 l/h bei 2000 rpm Motor und Wirkungsgrad Ölpumpe wäre 1
Drehzahl// Fördermenge normal // Fördermenge "große Pumpe"
[rpm] //////////// [l/h] ///////////// [l/h]
1000 ///////////// 15 ///////////// 22,5
2000 ///////////// 30 ///////////// 45
4000 ///////////// 60 ///////////// 90
6000 ///////////// 90 ///////////// 135
Folgerung daraus: ungedrosselt würde eine 50% größere Ölpumpe 50% mehr Öl fördern, bei niedrigen Drehzahlen steht weiterhin wenig Öl zur Kühlung und Schmierung zur Verfügung, bei hohen Drehzahlen ist der erhöhte Fluß durch die Leitungen und Drosselstellen zu pressen (führt zu erhöhtem Gegendruck )
9) Maßnahme Steffie war Aufbohren der Drossel in Steigleitung zu Kopf. Damit fließt prozentual mehr Öl zum Kopf und in Folge weniger Öl zu sonstigen Versorgungsstellen - das ganze läßt sich rechnen mit Ersatzschaltbild Drossel und Bernoulli-Gleichungen - die Folgen sind rasch klar
==> Unterversorgung an anderer Stelle bei niedrigen Drehzahlen ==> ideal funktioniert das nur in einem engen Drehzahlband, ohne Versorgung zu verändern (Gott sei dank ist XS dabei kein Sensibelchen
)
10) bei stark erhöhter Fördermenge Ölpumpe tritt Drosselung sowohl auf der Saugseite als auch auf der Druckseite der Ölpumpe ein
11) Folgen von Drosselung auf Saugseite Ölpumpe (d.h. zu wenig freier Querschnitt auf Saugseite für gesamte angesaugte Durchflußmenge): weniger Fördermenge bei hohen Drehzahlen als erwartet, mehr Schaumbildung im Öl, Kaviatationsrisiko an der Ölpumpe, starker Wirkungsgradverlust, besonders bei niedrigem Ansaugdruck (= Bergfahrt) kritisch und
11b) damit zurück zum Ursprungsthema: insbesondere mit größerer Ölpumpe ist ein saugseitiger Feinstfilter keine gute Idee; der hat insbesondere bei Verschmutzung erheblichen Saugwiderstand
12) Folgen von Drosselung (d.h. zu wenig freier Querschnitt für gesamte Durchflußmenge) auf Druckseite Ölpumpe: weniger Fördermenge bei hohen Drehzahlen als erwartet, Wirkungsgrad Ölpumpe sinkt, Gegendruck steigt, Ölpumpe verschleißt schneller und wird wärmer
10) Steffie bestätigt , dass mit der größeren Ölpumpe der Ölsumpf heißer wird - durch mehr Öl am Kopf wird es dort ("hot spot" Auslassventil laut Messung Steffie) dafür kühler - ist logisch; große Ölpumpe ist wohl insbesondere bei hohen Drehzahlen hilfreich für Kühlung Kopf, weniger bei niedrigen Drehzahlen wie Stadt Stop and Go Verkehr; theoretisch ist hier der Wärmeübergang zwischen Öl und Motor der limitierende Faktor - aus meiner berufmäßigen Erfahrung ist ab einer gewissen Menge Öl keine erheblich bessere Wärmeabfuhr mehr möglich, ohne weitere Maßnahmen (z.B. Vergrößerung umströmte Fläche) zu machen - da ist Vergrößerung Delta Temperatur Öl zu Motor sinnvoller (= Ölkühler!!!!)
11) für Kühlung braucht man keinen Öldruck - wir hatten mal unter den Forumsteilnehmern eine externe elektrische Förderpumpe überlegt, die Öl über einen (unsichtbaren) Ölkühler abkühlt - in einen solchen Zusatzkreislauf könnte man zusätzlich einen Feinstfilter integrieren, ohne irgendwas sonst am Motor zu verschlechtern. Man könnte Öl auch zum Kopf leiten und diesen kühlen. Der Abgang des Öles hatten wir uns im Bereich des Anlassers vorgestellt, da der normalerweise eh ausgebaut wird.... Das hilft bei jeder Drehzahl und würde XS Stadt und Autobahn tauglich(-er) machen
Jetzt schicke ich das mal ab, bevor wieder alles weg ist - als Diskussionsgrundlage. Lange Text schaut eh keiner an. Vielleicht hat ja auch jemand Ölmengenmessungen an den Austrittstellen der Versorgung gemacht und aufgezeichnet? Sonst müßte man die Ölpumpe der XS mal mit einer Bohrmaschine antreiben und in Reagenzglas auslitern. Dasselbe wäre für die ganze Ölversorgung möglich, kein Hexenwerk. Steffie, muss ich mal in die Schweiz kommen zum Ausliterrn
?
PS: ich bleibe dabei: mehr als 100°C Öltemperatur ist für lange Öllebensdauer schlecht, > 150° ist völlig unakzeptabel als Öltemperatur - idealerweise sollten im Ölsumpf niemals mehr als 100°C herrschen - das war auch auf dem Motorprüfstand deutlich zu sehen; für Rennbetrieb nicht mit Papierfiltern spielen, lieber häufig wechseln - die Filter bringen eh nicht den Feinstabrieb z.B. aus Kupplung aus dem Öl.
Mit 60er Öl, wie es Steffie fährt, ist der Motor weniger empfindlich für Schmutz, da Schmierfilme dicker (höhere Viskosität), der Wirkungsgrad der Ölpumpe wird besser, dafür sinkt Leistung und Verbrauch XS650 nimmt zu (das ist der Grund dafür, dass die Automobilbauer heute auf 30iger und sogar 20iger Öl umsteigen) und das ganze Öl geht etwas schlechter durch die Filter.....
LG
Robert