Entlüften der Bremsanlage

[Pitt]

Hallo zusammen,
ich habe eine Frage an die geschätzten Experten unter Euch.
Es handelt sich nicht explizit um eine XS-Frage, sondern eher um eine allgemeine, technische Frage.
Ich habe bei einer klassischen Yamaha die vordere Bremsanlage saniert.
Es wurde Folgendes gemacht:
Neue (Repro-) Bremspumpe...gleiches Baumuster wie das Original.
Neue, passende Stahlflex-Bremsleitung.
Komplett überholter Bremssattel: Sprich, komplettes Zerlegen, Entlacken, Reinigen, neu Lackieren
Neuer Bremskolben aus Edelstahl
Neue Dichtungsgummis
Neues Entlüftungsventil
Neue Gummimuffen und Anbauteile
Ich habe den Bremskolben anschließend mit Druckluft geprüft; er ließ sich wunderbar bewegen.
Danach habe die Bremse wieder eingebaut und alles sorgfältig angeschlossen.
Nach dem Einfüllen von (DOT 4) Bremsflüssigkeit habe ich mit dem üblichen Prozedere begonnen und versucht, das Bremssystem zu entlüften.
Oben intervallweise pumpen....unten das Entlüftungsventil (natürlich mit Schlauch und Behälter angeschlossen) intervallweise öffnen.
Ich habe das schon oft so gemacht.
Unten (im Entlüftungsschlauch) und auch oben (in der Pumpe) konnte man dabei auch austretende Blasen erkennen. Es kam auch immer etwas Bremsflüssigkeit mit.
Das Ganze habe ich vielleicht 40min. lang mit vielleicht 4-5 Füllungen Bremsflüssigkeit durchgeführt.
Leider hat sich aber kein Bremsdruck eingestellt und auch der Flüssigkeitsaustritt unten war nicht gerade schwallartig.
Irgendwann habe ich dann abgebrochen.
Anscheinend bekomme ich die Luft nicht richtig aus dem System.
Ich habe alles nachgesehen....nirgends tritt Flüssigkeit aus.
Was soll ich noch tun ?
Hat jemand einen Tipp ?
Gibt es einen Entlüftungstrick ?
Ist die (neue) Bremspumpe defekt ? (Sie ist nagelneu, sieht gut aus (ist aber kein Original Yamaha Teil) und lässt sich wunderbar bedienen.
Die neue Pumpe war natürlich anfangs leer und noch nie befüllt.

Für alle sachdienlichen Hinweise bin ich Euch sehr verbunden.

Grüße aus Seefeld, Pitt

[Bille52]

Hallo Pitt,
manchmal sind Luftblasen sehr hartnäckig. Stelle sicher das du keinen Bogen in den Leitungen hast der eine Luftblase am hohen Punkt ermöglicht. Manchmal ist es hilfreich die Bremssättel abzubauen und herunterhängen zu lassen (dann muß natürlich etwas zwischen die Bremsbacken geklemmt werden damit die Kolben sich nicht herausdrücken). Auch mal die Einbauposition der Bremspumpe ansehen. Wenn der Neigungswinkel ungünstig steht hält sich auch hier gern hartnäckig eine Luftblase. Manchmal hilft das Erhitzen der Stahlflexleitungen (Heißluftpistole) und manchmal muss das System einfach eine Nacht "reifen" so das die Luftblasen Zeit haben nach oben zu wandern. Dann am besten mit eine Spritze mit Schlauch von unten nach oben drücken und den Bremshebel nur ein wenig betätigen so das die Druckentlastungsbohrung immer kurz öffnet und schliesst.
Viel Erfolg,
Bernhard

[Hans Joachim Pahl]

Du kannst mit so

https://www.ebay.de/itm/385634221862?ha ... Swy4pkbcoo

einer Vakuumpumpe die Bremsflüssigkeit von unten ansaugen. Man kann auch eine "Pferdespritze" nehmen und die Bremsflüssikeit von unten hereindrücken. Das habe ich meist so gemacht, bevor mir die Vakuumpumpe für kleines Geld zugelaufen ist. Dann kann man auf den Ausgleichsbehälter eine Adapterplatte setzen und von oben "drücken". Diese Hilfmittel gibt es alle fertig zu kaufen. Die "Pferdespritze" habe ich in der Apotheke gekauft und hier im Forum müsste auch irgendwo ein Bild davon sein, wie man das macht

Nur durch die Schwerkraft dauert es viel zu lange, bis die Bremsflüssikeit unten angekommen ist.

[oliver]

Hallo Pitt,
meine Bremsanlage ist durch den Inegralaufbau sehr herausfordernd. Da kann man auch schon ganze Tage erfolglos pumpen.
Was absolut was bringt und damit würde ich empfehlen anzufangen: oben am Hauptbremszylinder eine Hohlschraube mit integrierter Entlüftungsschraube nehmen, z. B. so eine:

https://www.probrake.de/Hohlschraube-Ed ... gLiEfD_BwE

Dann zuerst oben entlüften, solange bis oben keine Blasen mehr kommen. Und danach erst an der Bremszange entlüften.

Gruß
Oliver

[zweitopfmopped]

Ich mache auch seit Jahren die Methode mit dem Vakuum an der Bremszange.

https://www.louis.de/artikel/mityvac-br ... r=10010766

Schlauch auf den NIppel setzen, pumpen, dann den Nippel öffnen, ca. 2 Sekunden, und wieder schliessen.
Wieder Vakuum anlegen und nochmal .
Das so oft wiederholen, bis im Schlauch keine Bläschen mehr zu sehen sind.
Aber dabei nicht vergessen, oben am Behälter nachzufüllen, bevor es Luft zieht.

Zum Schluß mache ich noch die althergebrachte Methode mit dem Bremshebel.

Grüße Dietmar

[MiKo]

Moin,

das Teil hatee ich auch mal gekauft - war damals noch deutlich billiger.
Habe es einmal benutzt (besser versucht, es zu benutzen) und dann als unbrauchbar zurück gegeben ...

[lehni]

Hallo Pit,
lass das mal über Nacht stehen, die meisten Bläschen lösen sich und steigen nach oben (das muss natürlich gewährleistet sein) und dann Morgen nochmal entlüften. Hat bei mir schon bei mehreren Mopeds zum Erfolg geführt, ich glaube die modernen Stahlflexleitungen haben einen kleineren Querschnitt, so dass die Luftbläschen hartneckiger haften.
Das Entlüftungssystem von Louis habe ich auch nach dem ersten Versuch für unbrauchbar erklärt - es lümmelt seitdem unbenutzt im Regal.
Gruß
Frank

[hmt]

Drück die Bremsflüssigkeit von unten mit einer Spritz rein dann bist du in 10 Minuten fertig.

[zweitopfmopped]

Das Entlüftungssystem von Louis habe ich auch nach dem ersten Versuch für unbrauchbar erklärt - es lümmelt seitdem unbenutzt im Regal.

Hmmm, kann ich jetzt gar nicht nachvollziehen, ich komme damit ausgezeichnet zurecht.

[Toni Isarrider]

Hallo Pitt, ich nutze immer ein Vakuumpumpe, damit ist der Wechsel i.d.R. eine Sache von Minuten. Letzthin hatte ich beim Wechsel der Sättel einen Mini-Fremdkörper am Dichtring mit verbaut. Auch nach dem Entfernen war der Ring nicht mehr 100% dicht und hat immer etwas „Nebenluft“ gezogen und trotz Pumpe wurde kein ordentlicher Druck aufgebaut.
Eine Pumpe kann ich auch nur dringend empfehlen, sie spart ordentlich Zeit.

Kann Dir gern meine leihen, wir sind ja fast Nachbarn

[Max]

Manchmal hilft das Erhitzen der Stahlflexleitungen (Heißluftpistole) und manchmal muss das System einfach eine Nacht "reifen" so das die Luftblasen Zeit haben nach oben zu wandern.

Das "über Nacht reifen lassen" geht auch gut, wenn man den Bremshebel in gezogener Position (Anlage "unter Druck") mit einem Kabelbinder fixiert. Luftblasen die da noch "festsitzen" (Oberflächenspannung) werden wenn sie unter Druck stehen kleiner und werden dadurch beweglicher.

[Hans Joachim Pahl]

es gibt solche Schraubdeckel mit einem Ventil zu kaufen, die man auf den Ausgleichsbehälter bei Pkw Bremsen schrauben kann. Durch das Ventil kann man dann - vorsichtig - Druck draufgeben.
Sowas kann man sich für den Ausgleichsbehälter von Motorrädern aus einer Platte und einem Reifenventil ja auch bauen. Fertig zu kaufen habe ich es aber noch nicht gesehen

[ahab]

kenne ich nur zu gut
genau was max sagte: über nacht mit gezogenem bremshebel stehen lassen - hat bei mir auch geholfen bei einer extrem nervigen doppelzangen anlage.
den entlüfter für oben werde ich mir auch mal besorgen, habe ich schon öfter gehört dass der milderung verschafft.
und manchmal bekommt man nicht mit, dass die dichtgummis an den brmskolben falschrum eingebaut sind, die haben eine sehr fieselige dichtlippe, die richtigrum eingebaut werden muss, dann kommt unten doch was raus, merkt man aber erst, wenn die beläge vollgesaut sind

[Joerxs]

Moin,
meine Erfahrung mit der Entlüftung der Bremsanlage sieht so aus:
Ich habe die Kolben der Radsättel weit herausgepumpt, dann Entlüftungsventil geöffnet und Radbremszylinder wieder reingedrückt. Ventil geschlossen und diesen Vorgang ein paar mal wiederholt.
Dann Anlage über Nacht stehen lassen und hatte Morgens einen vernünftigen Druckpunkt.
Jörg

[Pitt]

Wow .... das sind jetzt mal richtig viele hilfreiche Beiträge
Ich werde mich durchprobieren ...
Ganz herzlichen Dank erstmal.
Ich werde berichten, ob`s geklappt hat.

Grüße aus Seefeld, Pitt